Wer wir sind

Fanhilfe 1907

Die Fanhilfe bietet Beratung und Hilfe bei Problemen mit Polizei, Justiz, Stadionverboten sowie Verwaltungsbehörden rund um die Spiele des FC Würzburger Kickers, sowie gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen Repression und Willkür gegen Fußballfans.

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Information der Fanhilfe zu den polizeilichen Maßnahmen nach dem Derby

Liebe Kickers-Fans,

im Nachgang unseres letzten Auswärtsspiels in Schweinfurt wurde eine große Zahl von Personen nach Spielende durch die Polizei festgesetzt. Diese Menschen – darunter auch einige Fans, die nicht der Ultra-Bewegung angehören – wurden über einen längeren Zeitraum in einem Polizeikessel festgehalten und anschließend erkennungsdienstlich behandelt.

Wir wenden uns mit diesem Schreiben gezielt an diejenigen unter euch, die nicht aktiv an den Vorfällen im Stadion beteiligt waren, aber dennoch von den polizeilichen Maßnahmen betroffen wurden.

Wir möchten euch informieren, aufklären und Ansprechpartner nennen, die euch bei Fragen zur Seite stehen – vor allem, falls in den kommenden Wochen oder Monaten Post von der Polizei oder Staatsanwaltschaft bei euch eintrifft.

 

Was bedeutet eine erkennungsdienstliche Behandlung (ED)?

Am Spieltag umfasste die erkennungsdienstliche Behandlung folgende Maßnahmen:

  • Anfertigung mehrerer Lichtbilder, darunter Porträtaufnahmen mit und ohne Kopfbedeckung
  • Aufnahmen der Finger- und Handflächen
  • Erfassung der Personalien

Diese Maßnahmen dienen der Identitätsfeststellung.

Wichtig: Die Durchführung einer ED-Behandlung bedeutet nicht, dass ihr automatisch einer Straftat verdächtigt oder beschuldigt werdet. Besonders im Zusammenhang mit Fußballspielen kann sie auch Personen betreffen, die nicht aktiv an etwaigen Vorfällen beteiligt waren.

 

Was kommt jetzt noch?

In manchen Fällen folgt auf eine ED-Behandlung ein Schreiben der Polizei oder der Staatsanwaltschaft – zum Beispiel eine sogenannte Anhörung als Beschuldigte*r oder Zeug*in oder die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Polizeiliche Maßnahmen erfolgen mitunter „auf Verdacht“, ohne konkrete Vorwürfe gegen Einzelpersonen. Nicht jedes Verfahren führt zu einer Anklage oder Strafe – viele werden mangels Beweisen eingestellt.

 

Was tun, wenn Post kommt?

Falls ihr ein Schreiben erhaltet: Ruhe bewahren.

  • Keine Aussagen machen.
  • Zu einer polizeilichen Anhörung müsst ihr nicht erscheinen. Ihr müsst diesen Termin auch nicht bestätigen oder absagen. Nur bei gerichtlichen Vorladungen besteht Anwesenheitspflicht.
  • Nehmt zügig Kontakt mit uns oder einem Anwalt auf. Wir helfen euch weiter und können den Kontakt zu einem Anwalt herstellen.
  • Lasst durch den Anwalt Akteneinsicht beantragen, bevor ihr irgendetwas beantwortet.

 

Achtung: Lasst euch nicht durch scheinbar freundlichen Smalltalk eines Polizisten zu Aussagen verleiten

Die Polizei nutzt in solchen Situationen oft die Unsicherheit mancher Fans aus, um an Informationen zu gelangen – auch wenn gegen euch gar kein konkreter Vorwurf besteht.

Formulierungen wie:

„Du hast ja nichts gemacht, aber vielleicht kannst du uns helfen, jemanden zu identifizieren.“

„Für dich kann es nur hilfreich sein, wenn du mit uns kooperierst.“

…klingen harmlos, sind aber eine bewusste Strategie. Jede Antwort kann Konsequenzen haben – für euch oder andere.

Lasst euch nicht unter Druck setzen.Auch solche Gespräche müsst ihr nicht führen – ihr habt jederzeit das Recht zu schweigen, ohne dass dies negative Konsequenzen für euch hat.

Als Fans stehen wir füreinander ein – mit Loyalität, Solidarität und klarem Kopf.

Aussagen, die aus Angst oder Unsicherheit gemacht werden, helfen niemandem.

 

Eure Rechte – kurz und knapp:

– Recht zu schweigen

– Recht auf anwaltlichen Beistand

– Keine Pflicht zur Aussage bei der Polizei

– Keine Nachteile durch Schweigen

 

Wir lassen euch nicht allein

Wir von der Fanhilfe stehen euch zur Seite.

fanhilfe1907@gmx.de

Wir behandeln alle Anfragen absolut vertraulich.

 

Für die Zukunft

Solche Situationen zeigen leider, wie schnell man auch als unbeteiligter Fan in polizeiliche Maßnahmen geraten kann. Achtet bei künftigen Spielen besonders auf die An- und Abreise sowie auf Situationen, in denen sich Polizeieinheiten formieren – etwa vor dem Stadion, in der Halbzeitpause oder beim Verlassen des Blocks.

Unachtsamkeit in solchen Momenten kann dazu führen, dass ihr ins Visier geratet.

Bleibt solidarisch, bleibt aufmerksam – und vor allem: Lasst euch nicht einschüchtern.

 

Fanhilfe 1907, 09.05.2025

Fanprojekt erhalten!

5 Jahre wurde diskutiert und verhandelt, bis im Oktober 2021 der Startschuss für das Würzburger Fanprojekt endlich fiel. Nun aber, nach nur 2 Jahren, steht die Fansozialarbeit um unsere Kickers schon wieder vor dem Aus, da Stadt und Landkreis Würzburg bekannt gaben, ihren Teil der Finanzierung einzustellen. Nachvollziehbare Argumente werden nicht vorgelegt. Stattdessen versucht man mit zusammenhanglosen “Statistiken” ein möglichst negatives Bild der bisherigen Arbeit zu zeichnen, um den Stopp der Förderung zu rechtfertigen. Dass sich Erfolg sozialer Jugendarbeit nicht an blanken Zahlen oder nachträglich zur Bewertung herangezogener Erwartungen messen lässt, ist die eine Sache. Was hingegen fassungslos macht, ist die scheinbare Ignoranz oder die blanke Unkenntnis darüber, wie Sozialarbeit in der Praxis funktioniert.

Unser Fanprojekt ging Ende 2021 unter stark erschwerten Bedingungen an den Start. Kontakteinschränkungen, Geisterspiele und weitere Corona-Auflagen ließen über die ersten Monate faktisch keine normale Fanprojekt-Arbeit zu. Rechnet man also vom produktiven Start bis zum Beschluss die kommunalen Gelder einzustellen (Landkreis Würzburg im Juni 2023), hat man dem Fanprojekt nicht einmal 18 Monate Zeit gegeben sich zu beweisen.

Neben dem großen Vertrauen, welches die Mitarbeiter innerhalb der Fanszenen gewonnen haben, wächst stetig das aktive Angebot, das sich an Jugendliche aus der Region richtet. Zu fast jedem Auswärtsspiel fährt ein gut gefüllter Jugendbus, unter der Woche ist das Fanprojekt zu einer festen Anlaufstelle, besonders für Schüler und Studenten geworden. Aktionen wie eine kürzlich im Fanprojekt und im Stadion gezeigte Ausstellung zum Thema Flucht und Migration stoßen bei jungen und alten Fußballfans in Würzburg auf großes Interesse.
Das Fanprojekt hat sich zu einem festen Partner an der Seite der vielen jungen Fußballfans entwickelt. Wer mit offenen Augen durch Würzburg geht, versteht: Die Jugend dieser Stadt geht zu Kickers! Würzburg braucht das Fanprojekt!

Wir fordern die Verantwortlichen der kommunalen Politik auf, diesen wichtigen Baustein sozialer Jugendarbeit zu erhalten!

Forderungskatalog an den bayerischen Landtag

Als Zusammenschluss der Fanhilfen aus Augsburg, Fürth, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg befragten wir im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern alle relevanten Parteien zu fanspezifischen Themen. Die Antworten zu den insgesamt acht Fragen können hier nachgelesen werden: www.fanrechte-staerken.de/fragenkatalog

So verschieden die Ansichten innerhalb der Politik auch sind, so geeint sind wir als Fanhilfen in unseren Standpunkten. Wir beobachten an den verschiedenen Standorten in Bayern schon seit Jahren eine aus unserer Sicht ausgesprochen negative und damit bedenkliche Entwicklung im Umgang mit Fußballfans. In diesem Zusammenhang verzeichnen wir zudem eine unverhältnismäßige Aufrüstung der Sicherheitsorgane. Während Fußballspiele im statistischen Vergleich mit anderen Großveranstaltungen als absolut sicher eingestuft werden können und relevante Kennzahlen zur Kriminalität in den Stadien tendenziell rückläufig sind, dreht sich die Spirale der Maßnahmen zur Sicherheitsarchitektur unaufhaltsam weiter.

Der Freistaat investiert zunehmend finanzielle, materielle sowie personelle Ressourcen, die darauf abzielen, Fußballfans systematisch zu kriminalisieren und auszuspähen. Dies zeigt sich unter anderem im mehr als umstrittenen Polizeiaufgabengesetz (PAG), in der ursprünglich geheimen Fandatenbank EASy GS oder dem ausufernden Einsatz der Polizei-Sondereinheit USK im Zuge von Fußballspielen. Polizeiliche Repressionen gegen Fußballfans werden seitens der Regierung nicht nur gebilligt, sondern auch durch ihre Gesetzgebung legitimiert sowie durch sicherheitspolitische Entscheidungen aus unserer Sicht sogar bewusst gefördert.

Wir fordern die Politik daher zum Umdenken auf! Die verallgemeinernde Kriminalisierung von Fans muss aufhören. Die Aufrüstung der Polizei muss gestoppt und ihr Einsatz bei Fußballspielen überdacht werden. Der strafrechtliche Schutz von Beamt*innen im Deckmantel ihrer Uniform muss beendet sowie eine angemessene Strafverfolgung von Fehltritten im Amt sichergestellt werden.

Wir richten uns deshalb auf direktem Wege an die politischen Entscheidungsträger*innen im bayerischen Landtag und stellen folgende fünf Forderungen an die Politik:

  1. Die sofortige und ersatzlose Abschaffung der Datei EASy Gewalt und Sport!

  2. Die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Polizist*innen!

  3. Den Einsatz externer Ermittler*innen zur Aufklärung polizeilicher Straftaten und die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle für Opfer von Polizeigewalt!

  4. Die erneute Reform des PAG inklusive Abschaffung des Präventivgewahrsam sowie ersatzloser Streichung des Begriffs der „drohenden Gefahr“!

  5. Das Ende von Einsätzen des USK im Rahmen von Fußballspielen!

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