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Kommentar zum Polizeieinsatz beim Auswärtsspiel in Aubstadt

Rund um das Auswärtsspiel am 22. Oktober 2022 beim TSV Aubstadt sorgte das Auftreten der Polizei für Kopfschütteln und Unverständnis. Es war schlicht eine willkürliche und vor allem unnötige Machtdemonstration.

Vorab sei erwähnt, dass das Spiel in Aubstadt keinerlei Brisanz enthielt. Beide Vereine pflegen einen respektvollen Umgang miteinander und so waren auch die vom TSV eingesetzten Helfer freundlich und entspannt. Umso erstaunlicher war dann das Auftreten des eingesetzten Zugführers und seiner Einheit.

Die Anfahrt der rund 400 Kickers Fans erfolgte großteils mit PKW und Kleinbussen, sowie einem vom DSC organisierten Bus. Dieser wurde gut 50 km vor dem Ziel von fünf Einsatzfahrzeugen empfangen und nach Aubstadt begleitet.

Bei Ankunft verwehrten die Beamten den Businsassen den Ausstieg. Das ist besonders deswegen bemerkenswert, als es sich um keinen reinen Szenebus handelte. In dem Bus saßen verschiedenste Fans jeden Alters. Auf der Fahrt war es zu keinerlei rechtswidrigen Vorkommnissen gekommen. Die hintere Bustür hielten die Beamten sogar zu – ohne dass jemand Anstalten machte, diese aufzudrücken.

Die beiden anwesenden SKB intervenierten, wurden aber vom Einsatzleiter recht derbe abgekanzelt. Weshalb eine recht kleine Szene generell bei jedem Spiel in der Regionalliga von mindestens zwei szenekundigen Beamten begleitet wird, erscheint in diesem Zusammenhang mehr als fraglich.

Nachdem der Zugführer eine Ansprache gehalten hatte, durften die Fans aussteigen. Die wenigen Meter Richtung Eingang geleitete man sie durch ein enges Polizeispalier.

Üblicherweise werden Fans spätestens am Einlass an den Ordnungsdienst „übergeben“ und die Einsatzkräfte ziehen sich zurück. Nicht so in Aubstadt: Die Polizei marschierte direkt in den Gästeblock und positionierte sich provokant sichtbar am Rande der Stehtribüne. Während des Spiels liefen die Einsatzkräfte mehrmals in Formation durch den Gästeblock, um in den angrenzenden Heimbereich zu kommen.

Auch nach Schlusspfiff änderte sich die Strategie nicht. Beispielsweise ließen Beamte einzelne Personen erst nach unnötigen Diskussionen zu ihren Fahrzeugen. Der Einsatzleiter ging sogar den Fahrer des DSC-Busses unnötig scharf an.

Alles in allem ein mehr als fragwürdiger Auftritt der Polizei. Warum ist ein Einsatzleiter der Meinung, sich an keine der eigens abgestimmten Regeln halten zu müssen? Warum werden ohne Anlass Zuschauer, darunter auch Minderjährige und selbst Mitarbeiter des Fanprojekts, von Kräften der Beweissicherung fotografiert und gefilmt? Warum werden Polizisten provokativ innerhalb eines abgesperrten Gäste-Fanblocks positioniert?

Welche Gründe es auch immer sein mögen, sie sind bestenfalls fadenscheinig.

 

Wir möchten darauf hinweisen, dass es sich im Sinne der Deeskalation bewährt, die Zahl der Einsatzkräfte so weit wie möglich zu reduzieren, um kein zusätzliches Konfliktpotenzial zu schaffen. Kommunikative und deeskalierende Polizeistrategien haben sich vielfach bewährt. Warum hier eine unnötig provokante, den Steuerzahler und die laut Medien an den Wochenenden massiv unterbesetzte Polizei belastende Strategie gewählt wurde, haben wir bei der Polizei angefragt.

Unser Dank gilt den Fans des FWK, die sich nicht auf den provokativen Auftritt der Einsatzkräfte eingelassen haben, ebenso wie dem Fanprojekt Würzburg für deren Einsatz vor Ort.

Rot-weiße Grüße

Datei „Gewalttäter Sport“

Im Zeitraum von März bis Dezember 2020 wurden über 1.000 neue Eintragungen (7.841 gesamt – AZ vom 02.03.2021) in die Datei Gewalttäter Sport aufgenommen. Wie ist das möglich, wenn in dieser Zeit doch kaum Zuschauer in die Stadien durften? Das sollte eine kleine Anfrage der Grünen-Politikerin Monika Lazar an die Bundesregierung klären. Der Kicker berichtete darüber (19.02.2020).

In der Datei werden Informationen über Personen gesammelt, die im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen auffällig wurden. Eine Gewalttat muss dafür nicht vorliegen. Eingetragene Personen werden nicht informiert, und das, obwohl die Folgen im privaten Bereich gravierend sein können.

Die überwiegende Anzahl der Einträge geht auf Landfriedensbruch zurück. Wie schnell man mit diesem Verdachtsmoment im Rahmen eines Fußballspiels konfrontiert wird, weiß so ziemlich jeder, der regelmäßig Stadien besucht. Dieser Verdacht ist ausreichend für einen Eintrag. Eine Anklage oder gar Verurteilung sind dafür nicht notwendig.

Wenn Deine Personalien an einem Spieltag kontrolliert wurden, möchten wir Dir daher empfehlen, nachzufragen, ob Du in der Datei Gewalttäter Sport geführt wirst. Dies ist mit diesem Formular möglich, das per Einwurf-Einschreiben und einer Kopie des Personalausweises (Vorder- und Rückseite) verschickt werden sollte.